Ein himmlisches Geschenk

02.05.17

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Mit einem Helikopterflug über ihr Haus hat Roman Altenburg seine schwerkranke Mutter überrascht – und damit ein Versprechen eingelöst.

Im Film sieht man, wie Roman Altenburg sich mit seinem Fluglehrer über Karten beugt. Wo fliegen wir durch? Woran orientieren wir uns? Wie finden wir das Haus? Es ist kein gewöhnlicher Flug, den der Filmspezialist aus Zürich vor sich hat. Sondern er will seine Mutter überraschen, indem er über ihr Haus in der Nähe des Flughafens Kloten fliegt. Das Besondere daran: Die Mutter ist an Gebärmutterhalskrebs erkrankt, hat Ableger im Bauchraum und in der Lunge. Die Tage der 62-Jährigen sind gezählt.

Missverständnisse und Mythen

Das Fliegen ist Roman Altenburgs Leidenschaft. Den Segelflugschein machte er als junger Erwachsener noch vor dem Führerschein. Heute bereut er, dass er sich damals nicht ganz für die Fliegerei entschied. «Ich hatte zu viel Ehrfurcht vor den Piloten. Ich dachte, sie seien Übermenschen.» Heute weiss er es besser: Es ranken sich zu viele Missverständnisse und Mythen ums Fliegen. Das möchte der 36-Jährige, der in den USA 3-D-Animation und Filmrestauration studiert hat, nun ändern und die Berufslizenz zum Helikopterpiloten nachholen.

Am 24. März 2017 ist es so weit: Roman – in der Fliegerszene duzt man sich – und sein Fluglehrer starteten auf der Basis Bern-Belp den vierplätzigen Helikopter. Der Schüler fliegt ihn zum ersten Mal. Als Passagiere sind sein Vater sowie Tobias Buchmann, ein Freund und Kameramann, dabei.

«Der Film ist eine Erinnerung für meine Mutter. Eine Erinnerung an sie.»

Die Idee: Die Mutter soll alles mitbekommen, soll sehen, wie ihr Sohn fliegt, soll die kleinen Häuser, Strassen, Bäume und Felder aus der Vogelperspektive sehen, soll stolz sein auf ihm. Als würde sie mit ihm im Helikopter sitzen. Einen Flug hatte er ihr versprochen, als sie die Krebsdiagnose bereits kannten. «Aber wir dachten damals, dass man noch etwas tun kann.» Roman will die Aufnahmen zu einem mehrminütigen Film schneiden. «Als Erinnerung für meine Mutter. Als Erinnerung an sie.»

Sie selber, die in diesen Tagen Mühe hat, aufzustehen, sitzt inzwischen gut angezogen und in Decken gehüllt im Garten. Ihre Schwester, die sie betreut, musste ihr die Überraschung kurz zuvor verraten. Sonst hätte sie die Kraft, aufzustehen und sich im Rollstuhl auf die Wiese schieben zu lassen, wohl nicht aufgebracht.

Handyvideos inklusive

Man sieht im Film, wie der Helikopter über das Schweizer Mittelland fliegt. Charmant hat Roman Handyvideos seines Schwagers am Hallwilersee, der den vorbeiziehenden Helikopter filmte, sowie Aufnahmen seiner Cousine und seiner Tante  dazwischen geschnitten. Ausserdem gab er zuvor seiner Tante eine Profi-Videokamera, damit sie sowohl die Reaktion seiner Mutter als auch den Helikopter von unten aufnehmen konnte.

Die Mutter sieht wunderschön aus, wie sie lächelnd in den Himmel blickt.

Romans Idee hatte nicht ohne Weiteres umgesetzt werden können. Als er den Luftraum zwischen Belp und der flughafennahen Gemeinde, in der seine Mutter lebt, anschaute, dachte er: «Oh, da ist ja noch der Flughafen Kloten im Weg.» Sie brauchten also eine Überflugbewilligung.

«Wir konnten sie mit eigentlich etwas Einfachem glücklich machen.»

In der Vorbereitung hatte der Nachwuchs-Pilot seine Emotionen unterdrücken können. Er hatte sich auf das Vorhaben eingestellt «wie auf einen normalen Flug». Aber dann, als er seine Mutter unten sitzen sieht, übermannen ihn die Gefühle. Er kann zwar noch sicher fliegen, aber nichts Vernünftiges mehr sagen. Der Kameramann fragt mehrmals, welches Haus es denn nun ist. Roman kann keine klaren Angaben machen. Auf dem Rückweg fliegt er nicht genau die geplante Route.

Nach dem Flug, zu Hause auf dem Sofa, kann er «nur noch weinen». Auch beim Schneiden habe er Rotz und Wasser geheult. Dennoch wollte er den Film möglichst schnell umsetzen, um ihn seiner Mutter zeigen zu können. Sie freute sich total darüber. «Wir konnten sie mit eigentlich etwas Einfachem glücklich machen.» Als hätte ihr die Aktion besondere Kräfte verliehen, ging es ihr in den Tagen danach verhältnismässig gut.

Grosse Kreise gezogen

Ihn überraschten die grossen Kreise, welche diese Idee schliesslich zog: Er bekam ein sehr schönes persönliches Feedback seines Fluglehrers auf den Film. Roman erhielt ein SMS von seiner Cousine, in der stand, sie sei stolz auf ihn. Und wir, die Stiftung Onko Plus, die seine Mutter in Zusammenarbeit mit der lokalen Spitex betreut, wollten auf unserem Blog auch von der Aktion berichten.

Vor allem aber hat dieser Flug Romans Begeisterung für die Fliegerei noch mehr verstärkt. Er möchte seinen Traum nun definitiv verwirklichen. Und er will seine beiden Berufe kombinieren: Ihm schwebt vor, Filme über das Fliegen, über Piloten und Helikopter zu produzieren und über einen Youtube-Kanal zu verbreiten. Denn heute weiss er: Piloten sind Menschen wie du und ich, die ihre Leidenschaft teilen.

 

Roman Altenburg (36) ist Filmrestaurateur und spezialisiert auf 3D-Animation (Bild: sa).

 

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