Hand in Hand

06.06.18

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Onko Plus braucht ihren Partner vor Ort, die lokale Spitex, um eine Palliativpatientin optimal betreuen zu können. Und umgekehrt (Bild: Adobe Stock/underdogstudios).

Onko Plus hat seit einem halben Jahr einen Arbeitsplatz im Stützpunkt der Spitex Thalwil. Dank der örtlichen Nähe betreuen Spitex-Mitarbeitende und ihre Kolleginnen von Onko Plus Patientinnen noch reibungsloser. Zum Beispiel Frau M.

Frau M. wohnte mit ihrem Mann im eigenen Häuschen in Thalwil. Im Oktober 2017 wurde ihr ein Bronchus-Karzinom diagnostiziert. Der Krebs hatte bereits in die Knochen gestreut. Im Spital machte man ihr eine Thoraxdrainage, damit die Flüssigkeit, die sich im Raum zwischen Lungenoberfläche und Rippenfell ansammelt, abfliessen konnte.

Claudia Amberger von der Spitex Thalwil war Frau M.s Bezugspflegende. Sie erzählt: «Frau M. war 83 Jahre alt. Seit 60 Jahren war sie mit ihrem Mann verheiratet. Sein ganzer Stolz ist der Garten, dieser und das Haus sind überaus gepflegt. Die beiden haben eine Tochter, die beruflich sehr engagiert ist.

Frau M. sagte mehrmals, sie habe ihr Leben gelebt, und es sei ein schönes Leben gewesen. Sie ging recht pragmatisch mit ihrer Krankheit um.

«Ich erzählte ihr von Onko Plus, und sie war hell begeistert.»
Claudia Amberger, Spitex Thalwil

Ich sprach mit ihr über Gott und die Welt, die Krankheit war zu Beginn kein grosses Thema. Mit der Zeit spürte ich zwischen ihren Sätzen aber ein Bewusstsein dafür erwachen, dass es allmählich bergab geht. Eines Tages merkte ich, dass sie etwas bedrückte und blieb nach der Drainagen-Versorgung noch länger da. Sie fragte mich, was sie machen solle, wenn es eines Tages nicht mehr gehe. Ich erzählte ihr von Onko Plus, und sie war hell begeistert. Ich rief die Geschäftsstelle an, und am nächsten Tag fand bereits das Erstgespräch zwischen dem Ehepaar M. und Onko Plus statt.»

Sabrina Küng, die bei Onko Plus für den Bezirk Horgen zuständig ist, ergänzt: «Für Frau M. stimmte die Betreuung zu Hause durch die Spitex und uns. Ihr Mann hatte mit der Situation aber grosse Mühe. Sie selber sagte, sie sei bereit. Er sass dabei und konnte sie in solchen Momenten nicht einmal ansehen. Die zwei hatten eine symbiotische Beziehung.

Ich sehe sie lebhaft vor mir: eine kleine, dünne Person mit einem leichten Buckel. Sie war stets klar und differenziert. Sie sass in ihrem Lehnstuhl, litt zwar an Atemnot, dirigierte ihren Mann dennoch herum, liebevoll. Sie war in dieser Beziehung die treibende Kraft. Die Kommunikation lief immer über sie. Er rief uns nie an.

«Der Massnahmenplan lag immer auf dem Tischchen neben ihr, neben all den Medikamenten.»
Sabrina Küng, Onko Plus

Manchmal sass sie mit dem Massnahmenplan in ihrem Stuhl und spielte fiktive Notfälle durch. Sie wollte sich selbst auf den schlimmsten Fall vorbereiten, wollte die Kontrolle nicht aus der Hand geben. Der Massnahmenplan lag immer auf dem Tischchen neben ihr, neben all den Medikamenten.»

Claudia Amberger: «Ja, der Plan war ihr Rettungsanker. Ganz am Ende quälte sie sich noch einmal unter die Dusche. Sie wollte unbedingt duschen, obwohl es ihr schlecht ging. Inzwischen erhielt sie zur Unterstützung Sauerstoff, der Schlauch reichte aber nicht bis ins Bad. Wir schafften es irgendwie trotzdem.»

«Für ihn war es auf jeden Fall besser, dass sie nicht zu Hause gestorben ist. Er ist ein sensibler Typ.»
Sabrina Küng, Onko Plus

Sabrina Küng: «Die Atemnot nahm zu. Wir begannen, diese auch medikamentös zu behandeln. Sie sollte eine Schmerzpumpe erhalten, um das Medikament kontinuierlich verabreicht zu bekommen. Unsere Konsiliarärztin Monika Jaquenod besuchte Frau M. und verordnet ihr ein solches Gerät und entsprechende Medikamente. Bevor wir es installieren konnten, entschied Frau M.s Tochter aber, die Mutter könne in diesem Zustand nicht daheim bleiben und rief die Ambulanz. Zu Beginn hatte die Patientin noch gesagt, sie wolle nie mehr in ein Spital gehen und zu Hause sterben. Aufgrund der zunehmenden Atemnot war jedoch nicht klar, ob sich diese Einstellung geändert hatte. Leider nahm die Tochter keine Rücksprache mit uns – sie war nie bei einem unserer Einsätze dabei und wusste nicht, wie wir arbeiten. Frau M. war nicht mehr richtig ansprechbar und wehrte sich nicht.

Sie kam auf die Palliativstation im Universitätsspital Zürich und starb nach drei Tagen, das war gegen Ende Januar 2018. Ihr Mann sagte, sie seien dort gut aufgehoben gewesen. Er war bei ihr, als sie starb. Für ihn war es auf jeden Fall besser, dass sie nicht zu Hause gestorben ist. Er ist ein sensibler Typ.»

Claudia Amberger: «Ihm war es auch wichtig, dass man zu Hause alles, was an die Krankheit seiner Frau erinnert, schnell wieder abräumt.

Ich war bei der Spitex für Frau M. zuständig und machte die gesamte Pflegeplanung. Wenn aber das Medikamentenmanagement so komplex wird mit Notfallplan und Schmerzpumpe wie bei ihr hat Onko Plus eher den Überblick.

«Ich bin auch für Frau M. sehr froh, dass wir ihr dieses Angebot machen können.»
Claudia Amberger, Spitex Thalwil

Ich hatte nie das Gefühl, dass man sich in meinen Fall einmischt – im Gegenteil. Wir haben die Möglichkeiten nicht, einen Notfallplan zu erstellen und Notfallmedikamente vor Ort zu haben, das ist die Kompetenz von Onko Plus. Ich bin auch für Frau M. sehr froh, dass wir ihr dieses Angebot machen können.»

Sabrina Küng: «Es ist ein partnerschaftliches Miteinander, jeder setzt seine Ressource gezielt ein. Von der Spitex erhalten wir wertvolle Informationen. In der Regel setzen wir uns einmal pro Woche mit Patienten und Angehörigen hin und sie erzählen uns, wie es ihnen geht. Die Spitex-Mitarbeitenden nehmen die Auswirkungen der Krankheit täglich und auf eine andere Weise wahr, zum Beispiel kriegen sie mit, wenn das Duschen anstrengend wird. Auf diese Informationen kann ich im Gespräch bauen.»

Claudia Amberger: «Der Austausch untereinander ist befruchtend. Man kommt auf gute Lösungen. Sabrina kommt ja aus einem ganz anderen Gebiet als ich. Ich war nie auf einer onkologischen oder palliativen Station tätig.

Wir wollen einer Patientin zusammen das Bestmögliche bieten. Bei einer Patientin wie Frau M. haben wir von der Spitex immer genug Zeit zur Verfügung, und geht es trotzdem einmal länger, schauen wir nachträglich, dass wir das anpassen. Das gehört für mich zur ganzheitlichen Pflege. Ich gehe nicht nur wegen der Drainage vorbei.»

Sabrina Küng: «Palliative Care soll frühzeitig beginnen. Ich glaube, bei der Spitex Thalwil ist bereits das ganze Personal sensibler für das Thema geworden. Das ist sehr gut, so holen uns die Kolleginnen sicher nicht zu spät hinzu.»

Dieser Text erscheint in einer gekürzten Form im Geschäftsbericht 2017 von Onko Plus. Die gedruckte Form wird dieser Tage verschickt.

Claudia Amberger (49): Seit sechs Jahren bei der Spitex Thalwil. Sie ist Ausbildungsverantwortliche und stellvertretende Pflegedienstleiterin. Zuvor war sie in Aufwachraum und Notfall der Hirslanden-Klinik sowie in der Intensivstation des See-Spitals Horgen tätig. Sie wohnt mit ihren erwachsenen Kindern in Oberrieden.

Sabrina Küng (34): Seit einem Jahr bei Onko Plus. Zuvor arbeitete sie im ambulanten Onkologiebereich und auf der stationären Onkologie im Triemlispital. Sie lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern in Thalwil.

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