Rätsel um geheimnisvollen Spender gelöst

10.12.17

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«Die monatlichen Beiträge fallen nicht sehr ins Gewicht.» Roger A. rundet jeden Monat seine Einzahlungen auf und überweist den Betrag an Onko Plus (Bild zVg).

Roger A. überweist Onko Plus seit zwölf Jahren jeden Monat kuriose Beträge. Insgesamt sind so mehrere Tausend Franken zusammengekommen. Was den grosszügigen Spender antreibt.

Im November waren es 20.55 Franken, im Oktober 26.15 Franken, im September 26.65 Franken. Roger A. überweist jeden Monat einen dieser ungeraden Beträge auf das Spendenkonto von Onko Plus – seit zwölf Jahren.

Die Beträge liegen in der Regel zwischen 20 und 30 Franken, im Dezember fallen sie immer etwas grosszügiger aus. Rechnet man die einzelnen Spenden hoch, so hat A. bereits um die 3600 Franken an Onko Plus bezahlt. Das ist eine aussergewöhnlich grosszügige Spende von einer Privatperson.

Wer steckt hinter diesem wohltätigen Engagement? Weshalb spendet er für unseren Dienst? Und warum sind es immer so «krumme» Summen? Wir luden Roger A. zum Kaffee ein. Wir trafen einen dynamischen, urbanen Mann Anfang Vierzig, – der runde Zahlen mag. Er lebt mit seinem Partner in Zürich.

Die Erklärung ist simpel

A. sitzt im Tibits am Sternen Oerlikon und trinkt einen Eistee. Er ist gross und wirkt jung. Er trägt Vollbart. Er habe sich gefreut, dass sein wohltätiges Engagement eine Reaktion hervorrufe, sagt er und lächelt. Selbst macht er aber keine grossen Worte darum. Die Erklärung für seine mysteriösen Zahlungen ist einfach: Er runde jeweils seine Online-Zahlungen auf. Aus 235.25 Franken macht er zum Beispiel 260 Franken, aus 312.10 Franken 340 Franken. Im ersten Fall gehen 24.75 Franken an Onko Plus, im zweiten 27.90 Franken. Der kaufmännische Angestellte rechnet die Beiträge jeweils mit dem Taschenrechner aus.

Onko Plus betreute vor zwölf Jahren Roger A.s Mutter bis zum Tod. Sie hatte Krebs. Sein Vater und er pflegten sie zu Hause. Er sei dem mobilen Pflegedienst für Palliativ- und Onkologiepflege immer noch dankbar für die Unterstützung, sagt er. Er habe damals wahrgenommen, dass dieser Geld brauche. Tatsächlich muss Onko Plus bis heute bis zu ein Drittel seiner Leistungen über Spenden decken. A. sagt, er unterstütze lieber eine vergleichsweise kleine Organisation, von der seine Familie konkret profitieren konnte, als einer grösseren Institution Geld zu spenden. «Die monatlichen Beiträge fallen ausserdem nicht sehr ins Gewicht.»

«Sie wollte daraufhin die Torturen der kurativen Behandlungen nicht mehr durchmachen, und sie wollte bis zum Schluss zu Hause bleiben.»

2004 erhielt seine Mutter die Diagnose Gebärmutterkrebs. Sie wurde operiert und einer Chemotherapie unterzogen, diese war vor Weihnachten abgeschlossen. «Wir konnten eigentlich noch schöne Weihnachten feiern», erzählt A. Im Januar litt die Mutter aber plötzlich wieder an starken Schmerzen, und man stellte fest, dass der Krebs trotz Therapie in den ganzen Körper gestreut hatte. «Sie wollte daraufhin die Torturen der kurativen Behandlungen nicht mehr durchmachen, und sie wollte bis zum Schluss zu Hause bleiben.»

Der damals 30-jährige A. und sein Vater wechselten sich bei der Betreuung der Mutter ab. Der Sohn arbeitete in einem Online-Unternehmen. Als langjähriger Angestellter genoss er das Vertrauen seiner Vorgesetzten, konnte kommen und gehen, wie er wollte, beziehungsweise flexibel Ferien beziehen.

Der Arzt kam mit dem Töff

Onko Plus kam im Frühling 2005 ins Spiel, um die beiden bei der Handhabung der Medikamente zu unterstützen. «Ich erinnere mich an einen Arzt, der jeweils mit dem Töff auf Besuch kam, und an die Pflegenden, die alle sehr nett waren. Meine Mutter fühlte sich wohl mit ihnen – und wir auch.» Im Spital hingegen habe er sich mit schwierigen Fragen häufig alleingelassen gefühlt, zum Beispiel als er für seine Mutter eine Patientenverfügung ausfüllen sollte.

Auch nach dem Tod habe Onko Plus sie unterstützt, beim Waschen und Herrichten der Toten. «Obwohl frühmorgens, war die Dame war innerhalb einer Stunde vor Ort.» Er habe sich nach ihrem Tod in die administrative Arbeit gestürzt, die anfiel. Diese Aufgabe und das Jahr, in dem er seine Mutter begleitete, habe ihm auch bei der Verarbeitung der Trauer geholfen.

«Der Tod meiner Mutter hat mich und mein Leben komplett verändert.»

Dennoch veränderte der Tod der Mutter Roger A.s Leben komplett. Zwei Jahre danach verstarb auch seine Gotte an Krebs. «Ich habe kürzlich meinen Stelle gewechselt, arbeite jetzt im sozialen Bereich und erlebe diese Aufgabe als sinnstiftend. Zudem versuche ich, mich nicht mehr über kleine Dingen zu ärgern.»

A. wird weiterhin treu die Beiträge überweisen. Er hoffe, dass Palliative-Care-Dienste wie Onko Plus weiterhin bestehen, sagt er. «Wenn man in der Familie einst Krebs hatte, denkt man wahrscheinlich eher, es könnte einen selbst auch treffen.»

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