Sascha Brändle – Kämpfer in eigener Sache
05.01.25
Vor knapp einem Jahr wurde der Unternehmensberater Sascha Brändle aus seinem Alltag gerissen. Diagnose: Knochenmarkkrebs, unheilbar krank, mit 48 Jahren. Auf Instagram macht er seine Geschichte öffentlich.
«Früher kämpfte ich um Liebe, Erfolg im Beruf, im Sport und als Unternehmer. Heute kämpfe ich um mein Leben.»
Posts wie dieser, die Sascha Brändle in den sozialen Medien platziert, lassen aufhorchen. Vor allem auf Instagram ist der Unternehmensberater, der in Niederglatt im Kanton Zürich wohnt, aktiv. «Ich möchte andere Menschen unterstützen, indem ich mich zeige», sagt er im Gespräch, räumt aber ein, dass sein Engagement auch ihm selbst etwas gebe. Die vielen Feedbacks, die er erhalte, ermutigten ihn, weiterzukämpfen.
Sascha Brändle kämpft gegen Knochenmarkkrebs, der bei ihm im Februar 2024 diagnostiziert wurde. Mit Schmerzen im linken Oberschenkel hatte er einen Orthopäden aufgesucht. Nachdem Cortison-Spritzen gegen die Schmerzen nichts halfen, ordnete der Arzt ein Röntgenbild an. Darauf war zu sehen, dass der Oberschenkelknochen bereits stark geschädigt war.
Mit der Ungewissheit leben
«Ninja gegen Krebs» nennt sich Sascha Brändle seither auf Instagram, und er benutzt bewusst eine kriegerische Sprache. «Die kämpferische Einstellung funktioniert für mich», sagt er. «Ich möchte zeigen, dass man auch mit einer unheilbaren Krankheit leben kann. Es ist ein Kampf fürs Leben.» Sich selbst als Kämpfer zu sehen, sei für ihn der richtige Weg, mit dem Ungewissen umgehen zu können. «Für andere muss das nicht stimmen.»
Nach der Diagnose sollte eigentlich eine Chemotherapie folgen, doch es gab einen niederschmetternden Rückschlag, der den Plan verzögerte. Eine kleine, an sich unbedeutende Bewegung mit dem Fuss bewirkte eine Fraktur im Oberschenkelknochen, der danach operiert und mit einem Nagel fixiert werden musste. «Nichts war mehr wie vorher in meinem Leben», sagt er. Sascha Brändle sass nach dem Bruch wochenlang im Rollstuhl, seine Mobilität war stark eingeschränkt.
Nach der Versorgung der Fraktur folgten diverse Chemotherapien, ambulant und stationär im Spital, doch der Krebs, ein sogenanntes Multiples Myelom, erwies sich in diesem Fall als sehr aggressiv. Die Standardtherapien, darunter auch eine Stammzelltransplantation, konnten die Erkrankung bisher nicht aufhalten, sondern bloss zwischenzeitlich etwas beruhigen. Sascha Brändle bezeichnet seinen Zustand als «stabil auf hohem Niveau». Wobei «hoch» hier nichts Positives bedeutet.
Sport als Energiequelle
Vom Sporttreiben liess sich Sascha Brändle trotz Rollstuhl und Chemotherapien nie abhalten. Selbst als er wegen der angegriffenen Knochen mehrere Rückenwirbel gebrochen hatte, fuhr er mit dem Rollstuhl von Niederglatt nach Niederhasli ins Fitnesscenter. Zu Hause zog sich der ehemalige Triathlet, der unter anderem am Ironman in Hawaii teilnahm, am Boden zum Hometrainer. Ein Video auf Instagram zeigt, wie er sich mit den Armen auf den Sattel zieht, um in die Pedale zu treten. «No Excuses– keine Ausreden», schrieb er dazu.
Sascha Brändle ist verheiratet. Seine Frau gebe ihm am meisten Kraft zum Weiterkämpfen hält er fest, auch wenn er selber sagt: «Es ist fünf vor zwölf.» Da die Standardtherapien bei ihm nichts genützt hätten, sei er «soweit wie andere Knochenmarkkrebs-Patienten nach zehn oder zwölf Jahren». An Arbeiten ist für ihn seit der Diagnose auch nicht mehr zu denken. Nur 18 Monate davor hatte er sich selbstständig gemacht und eine eigene Firma gegründet. Digitale Transformationsprozesse waren sein Spezialgebiet als Unternehmensberater. Ein Glück ist für ihn, dass er finanziell vorgesorgt hat. Momentan lebt er von der Krankentaggeld-Versicherung.
Neue Therapie macht Hoffnung
«Krebs 3 – Sascha 0» postete er Anfang Dezember auf Instagram.
«Ende letzter Woche habe ich die ersten Krebswerte nach der Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzelltransplantation erhalten. Leider hat auch diese nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Damit steht es jetzt 3:0 gegen mich.»
Aufgeben? Für Sascha Brändle ist das keine Option. Er erzählt zwar, auch er kenne Momente der Hilflosigkeit und Verzweiflung. «Ich weine auch, lasse Emotionen zu. Aber dann, wenn ich es will und meist, wenn ich allein bin.» Als Nächstes steht für ihn auf medizinischer Ebene eine neuartige CAR-T-Zell-Therapie auf dem Programm, eine Art Immuntherapie. «Bis die individuell auf mich zugeschnittenen Medikamente zur Verfügung stehen, kann es aufgrund von Lieferverzögerungen aus den USA aber März werden», erklärt er.
Bis es soweit ist, soll eine Überbrückungstherapie die Krankheit in Schach halten. Anfang Januar hat diese hoffentlich wirksame Therapie begonnen.
Das ganze Gespräch gibt es hier als Podcast zu hören.