Ilona Schmidt: «Wir wollen das Sterben nicht romantisieren»

07.12.16

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Ilona Schmidt, Geschäftsleiterin von Onko Plus

Die Stiftung Onko Plus gewährt in ihrem neuen Blog einen Blick hinter die Kulissen. Die Mitarbeitenden berichten darin von ihrer täglichen Arbeit an der Schwelle zwischen Leben und Tod, Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen erzählen ihre Geschichten. Onko-Plus-Geschäftsleiterin Ilona Schmidt erklärt Sinn und Zweck des Online-Tagebuchs.

Weshalb braucht Onko Plus einen Blog?

Ilona Schmidt: Unserer Stiftung für mobile spezialisierte Palliativ- und Onkologiepflege ist es ein Anliegen, dass die Leute einen Einblick in unsere Arbeit erhalten. Die meisten Menschen haben Angst vor dem Sterben und dem Tod. Es ist auch richtig, dass man sich nicht tagtäglich mit diesen Themen beschäftigt. Kommt man aber damit in Berührung, ist die Konfrontation meist heftig, weil man selbst oder ein Angehöriger betroffen ist. Unser Blog bietet Informations- und Kommunikationsmöglichkeit, die man selber dosieren und steuern kann. Man kann sich als Aussenstehender an dem beteiligen, was wir Tag für Tag erleben.

«Wir wollen bei unseren Leserinnen und Lesern die Angst vor dem Sterben verkleinern»

Wer soll den Blog lesen?

Menschen, die sich für das Thema Palliative Care interessieren, das auch gesellschaftspolitische Relevanz hat. In den Medien wird häufig abstrakt darüber berichtet. Wir zeigen konkret, was hinter den Diskussionen steckt. Angesprochen sind auch Betroffene, die sich ein Bild von Onko Plus machen wollen, sowie Fachpersonen, die sich mit uns austauschen wollen. Nicht zuletzt wollen wir auch unseren Partnern wie Gemeinden, Spitex-Organisationen oder Hausärztinnen und Hausärzten im Sinne der Transparenz zeigen, wie wir arbeiten.

Welche Inhalte schweben Ihnen vor?

Wir wollen Geschichten erzählen, Geschichten von Menschen, die Onko Plus betreut oder von Menschen, die für die Stiftung arbeiten. Wir wollen darüber berichten, was sie beschäftigt, erfreut oder auch frustriert. Wir werden nicht nur Happy Storys bringen, sondern auch Probleme ansprechen, zum Beispiel wie wir auf den Wunsch nach begleiteten Suizid reagieren. Wir wollen bei unseren Leserinnen und Lesern die Angst vor dem Thema Sterben verkleinern, indem wir Patientinnen und Patienten hautnah begleiten. Wir wollen dem Publikum einen Einblick in den Sterbeprozess geben. Ein grosses Anliegen ist es schliesslich, den pflegenden Angehörigen eine Plattform zu bieten und auch ihre Seite der Geschichte zu erzählen.

«Als gemeinnützige Organisation haben wir auch eine moralische Verpflichtung»

Ist das nicht voyeuristisch?

Diese Art von Blog stellt eine Gratwanderung dar, ja. Einerseits wollen wir pietätvoll sein und die Würde der Betroffenen wahren, anderseits aber die offenen Fragen beantworten, zum Nachdenken anregen und aufrütteln, indem wir auch die Grenzen des Zumutbaren suchen. Denn wir wollen das Sterben nicht romantisieren. Unser oberstes Prinzip ist jedoch, die Personen zu schützen, die so viel von sich preisgeben. Es soll niemand blossgestellt werden.

Onko Plus ist eine spezialisierte Palliativ-Spitex. Wie passt der Blog zum Stiftungszweck?

Als gemeinnützige Organisation haben wir auch eine moralische Verpflichtung. Wir wollen uns in der Öffentlichkeit als Anlaufstelle für spezialisierte Palliative Care präsentieren. Menschen, die unsere Betreuung brauchen, sollen sie auch bekommen.

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